17. November, 22:48 Uhr:
Eine vollkommen verlassene Wiese, bepflanzt mit
den schönsten Blumen & Gräsern dieser Welt, & ich. Ich wusste nicht,
wie ich hier hergekommen war oder was ich hier sollte, aber ich wusste, in
diesem Moment war es richtig hier zu sein. Ich nahm den wundervollen Duft der
Blüten wahr, ich spürte den Wind in meinen Haaren, ich hörte das angenehm leise
Gezwitscher der Vögel, ich sah… ich sah das absolut Schönste, was ich jemals in
meinem ganzen Leben gesehen hatte. Ich…
Ich schlug die Augen auf. „Hm, schon wieder nur
ein Traum“, flüsterte ich, „schade.“ Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass
es nun Zeit für „meinen Morgen“ war hereinzubrechen. „Wie der Traum ausgegangen
wäre, hätte ich schon gerne gewusst.“ Ich drehte mich auf die Seite &
spähte durch mein Zimmer, das durch den Lichtschein, der vom Gang her
hin einfiel, leicht beleuchtet wurde.
17. November, 23:39 Uhr:
Mein Magen knurrte, ich hatte Hunger & auch
Durst. Mittlerweile waren alle Lichter im Haus erloschen, alle bis auf dieses
eine in meinem Zimmer. Ich verließ den Raum, um mir etwas zu essen zu besorgen.
Da ich niemanden wecken wollte, versuchte ich, mich so leise wie nur irgend
möglich zu verhalten. Es gelang mir.
Mehr oder minder gesättigt saß ich nun wieder in
meinem Zimmer & dachte erneut über den Ausgang meines Traumes nach. Wen
oder was hatte ich gesehen? Es stimmte wohl, dass mir in meinem Leben etwas
fehlte. Ich wusste nur nicht was. Ich fragte mich, was ich nun tun sollte, doch
bevor ich noch weiter darüber grübeln konnte, bemerkte ich einen stechenden
Schmerz an meiner Lippe. „Ich hab‘ sie mir im Schlaf wohl schon wieder
aufgebissen“, besann ich mich, als ich an die offene Stelle fasste. Völlig
routiniert trug ich etwas Creme auf.
18. November, 1:16 Uhr:
Stumm lag ich da. Alleine in meinem Bett, in
meinem Zimmer, in meinem Leben. Die Zeit verstrich. Nicht wirklich schnell,
aber sie verstrich. Tick, tack, tick, tack…
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon alles Mögliche
versucht, um die Zeit zu vertreiben: Vergebens. Selbst mein Lieblingsbuch
konnte meiner Sinnlosigkeit nicht entgegen wirken. Ich sah mich gezwungen,
weiterhin sinnlos zu sein.
18. November, 2:54 Uhr:
Immer noch am selben Ort. Ich konnte schon seit
Längerem nachts nicht mehr schlafen. Fast schon so, als könne ich das Licht des
Tages nicht länger ertragen. „Das ist nun schon die achte Nacht…“, sprach ich
vor mich hin. „Die achte Nacht, in der ich nicht schlafen kann. Wenn das so
weitergeht, verliere ich noch sämtlichen Bezug zur Außenwelt, weil ich den
ganzen Tag über schlafen muss, um nicht zusammenzubrechen.“
Doch nachdem ich mich diesen Satz mehr oder
weniger laut aussprechen hörte, erinnerte ich mich, dass auch meine wachen Tage
nicht sehr von Umgang mit anderen Menschen erfüllt waren. Ich war in gewisser
Weise schon immer alleine gewesen. Natürlich gab es meine Familie, die zwar
jeder Zeit für da zu sein schien, jedoch hatte ich mein Leben lang schon das
Gefühl, sie würden mich niemals richtig verstehen können. Ich sehnte mich nach
mehr.
18. November, 3:21 Uhr:
Noch immer lag ich da. Ich überlegte, was ich tun
könnte, um mich zu beschäftigen, um mich müde zu machen. Ich schaltete den
Fernseher ein, zappte durch die Programme, fand jedoch nichts, was mich in
diesem Moment interessiert hätte. „Vielleicht hilft eine Schmerztablette?“,
fragte ich mich. Ohne lange darüber nachzudenken, nahm ich eine große Tablette
aus ihrer Verpackung & würgte diese mühsam mit einem enormen Schluck Wasser
hinunter. „So…“, dachte ich, „nun sollte es doch besser werden.“
Aber nach geraumer Zeit merkte ich, dass es dies
jedoch nicht wurde, und ich wusste, dass es auch erst einmal nicht wieder
besser werden konnte.